Wholy Impuls
Die Bomben in uns – Wie alte Kriege noch in uns wirken
In einer Zeit, in der Krieg wieder alltäglich scheint – in der Ukraine, in Gaza, in den Worten vieler Politiker – ist mir in diesem Sommer eine Erkenntnis besonders deutlich geworden:
Wir alle tragen Bomben in uns.
Nicht die sichtbaren, die in der Erde ruhen, sondern unsichtbare.
Bomben der Vergangenheit. Bomben unserer Ahnen.
Bomben im Boden – und in uns
In Köln werden jedes Jahr rund 200 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und entschärft. Über 80 Jahre lagen sie im Boden, verborgen unter unseren Füßen. Niemand wusste, dass sie da waren, keiner spürte die Gefahr, die oft so nah war – bis eine Baustelle sie zufällig an die Oberfläche brachte.
Ich selbst wurde in diesem Sommer zweimal evakuiert. Für ein paar Stunden standen die Straßen still. Alles ruhig.
Und plötzlich war er spürbar – der Krieg, der längst vorbei schien.
Unsere Großeltern haben ihn erlebt, unsere Eltern wurden durch ihn geprägt.
Und er wirkt weiter – in uns.
Vererbtes Trauma: Wenn alte Kriege weiterleben
Die Bomben in uns verhalten sich anders.
Sie explodieren nicht nur einmal.
Sie detonieren jedes Mal neu, wenn etwas in uns „triggert“ – ein Satz, ein Geruch, eine Situation.
Denn auch unsere inneren Bomben sind Blindgänger. Sie sind in den Körpern unserer Vorfahren eingeschlossen und an uns weitergegeben worden.
Vererbtes Trauma nennt man das.
Es zeigt sich in unseren Reaktionen, unseren Körpern, in Stressmustern oder Glaubenssätzen, die wir kaum hinterfragen – weil sie uns vertraut sind.
Sie beeinflussen, wie wir leben, lieben, arbeiten, Eltern sind.
Und sie bergen solange Gefahr, bis wir sie sehen.
Bis wir den Mut finden, hinzuschauen und sie zu entschärfen.
Warum Heilung bei uns selbst beginnt
Heute, im Jahr 2025 – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa – spüren wir immer noch die Auswirkungen von Gewalt, Trauer und Verlust.
Nicht nur in den Ländern, die vom Krieg gezeichnet sind,
sondern auch in unserem kollektiven Nervensystem.
Krieg zu führen ist niemals nur ein Verbrechen gegen jene, die unmittelbar betroffen sind.
Er ist auch ein Verbrechen an Generationen danach.
Deshalb mein Appell – an uns alle, aber besonders an die, die Entscheidungen für andere treffen:
Schaut euch eure Bomben an.
Entschärft sie, bevor sie weitergegeben werden.
Denn verletzte Menschen verletzen Menschen.
Und geheilte Menschen heilen Menschen.
Hurt people
hurt people.
Für uns alle gilt: Fang bei dir selbst an!
Vielleicht ist genau das unsere Aufgabe in dieser Zeit:
die Bomben in uns zu erkennen, sie zu entwaffnen –
und so den Kreislauf der Verletzung zu beenden.
Für dich.
Für deine Familie.
Für die, die nach uns kommen.
Yours Wholy,
Josefine